Um das Leben mit Harninkontinenz einfacher zu machen, gibt es Medikamente, welche eingenommen werden können.
Zum Beispiel die Muskarinrezeptor- Antagonisten. Dies ist eine Medikamentengruppe, welche zur Behandlung der Dranginkontinenz eingesetzt wird. Es bewirkt, dass der Muskel in der Blasenwand entspannt wird.
Das Medikament blockiert die unwillkürlichen Nervensignale, welche die Kontraktion der Blasenwand und die Entleerung der Harnblase anregen. Zudem erhöht sich aufgrund der Muskelentspannung die Kapazität der Harnblase. Dieses Medikament kann eingesetzt werden, um Harndrang in der Nacht zu beherrschen.
Nicht eingenommen werden sollte dieses Medikament bei Stressinkontinenz, weil diese im Allgemeinen nicht durch eine überaktive Blasenmuskulatur verursacht wird.
Nebenwirkungen fallen eher mild aus wie Mundtrockenheit, trockene Augen, Verstopfungen oder ähnliches.
Der nächste Wirkstoff heißt Mirabegron. Es ist ein Beta-3-Agonist. Es entspannt, wie bei dem Muskarinrezeptor- Antagonisten, die Blasenmuskulatur und hilft die Blasenkapazität zu vergrößern. Dies ist eine gute Alternative, wenn die Einnahme von den Muskarinrezeptor- Antagonisten nicht wirkt oder Nebenwirkungen vorkommen aber keine OP gewollt ist.
Die Nebenwirkungen sind auch eher mild, aber Langzeitfolgen nicht bekannt.
Desmopressin beschränkt die von den Nieren produzierte Urinmenge. Es kann die Miktrionsfrequenz und das Symptom des Harndrangs verringern, aber lindert und heilt nicht die Inkontinenz. Zudem ist eine Langzeiteinnahme nicht empfohlen, da es zu Hirnödemen oder Krampfanfällen kommen kann.
Eingenommen werden kann dieses Medikament als Tablette, Lutschtablette oder Nasenspray. Die Wirkungszeit beträgt ca. 4 Stunden.
Nebenwirkungen sind der Abfall des Natriumspiegels im Blut, weswegen es notwendig ist vor und während der Einnahme Blutabnahmen beim Arzt durchführen zu lassen. Zudem könnte es zu folgenden Nebenwirkungen kommen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall.
Speziell bei dem Nasenspray kann es zu einer verstopften Nase und Nasenbluten kommen.
Duloxetin wird angewendet bei einer hochgradig schweren Harninkontinenz. Es stärkt den Schließmuskel und verringert unwillkürliche Nervensignale, die zum Urinverlust führen. Das Medikament wirkt aber nur vorübergehend.
Viele Patienten leiden unter Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit, Fatique und Schlafstörung.
Dennoch sollte man mit dem entsprechenden Facharzt über die eigenen individuellen Belange sprechen, um die bestmögliche Therapie gewährleisten zu können.
Moderne Technologien in der Inkontinenzchirurgie: Ein Blick auf Fortschritte und Innovationen
In der Welt der Medizin schreitet die Technologie unaufhaltsam voran, und auch in der Inkontinenzchirurgie gibt es bemerkenswerte Fortschritte. Heute werfen wir einen genaueren Blick auf drei innovative Techniken, die dazu beitragen, das Leben von Patienten mit Inkontinenz zu verbessern: das Advance® Band, das Adjustable Band/Kissen-System (ATOMS) und der künstliche Schließmuskel (Artifizieller Sphinkter AMS 800/Zephyr 375).
Advance® Band: Korrektur männlicher Inkontinenz nach Operationen
Eine häufige Methode zur Korrektur männlicher Inkontinenz nach Operationen ist das Advance® Band. Hierbei erfolgt die Implantation eines Bands unterhalb der Harnröhre, das die Harnröhre in ihre ursprüngliche anatomische Position bringt. Diese Methode erfordert einen intakten Schließmuskel und ist besonders effektiv bei leichter bis mittelgradiger Inkontinenz.
ATOMS: Innovative Lösung nach Prostataoperationen
Für Patienten, die unter Inkontinenz nach Prostataoperationen leiden, bietet das Adjustable Band/Kissen-System (ATOMS) eine innovative und schonende Option. Hierbei erfolgt die Implantation eines ATOMS-Systems mit einem genau einstellbaren Kissen unter der Harnröhre. Die Anpassung ist individuell möglich, ohne dass eine neuerliche Operation erforderlich ist. Diese minimal-invasive Technik hat eine Dauer von 30 bis 45 Minuten und eignet sich für alle Grade der Harninkontinenz.
Künstlicher Schließmuskel: Behandlung schwerer Formen von Harninkontinenz
In schweren Fällen von Harninkontinenz ist der künstliche Schließmuskel (Artifizieller Sphinkter AMS 800/Zephyr 375) eine effektive Behandlungsmethode. Bestehend aus einer Manschette um die Harnröhre, einer Pumpe im Hodensack und einem Reservoir, weist diese Technik eine hohe Erfolgsrate auf. Implantationspatienten zeigen in 75 bis 90 Prozent der Fälle Kontinenz nach dem Eingriff.
DaVinci: Roboterassistierte Präzision in der Chirurgie
Abseits der Inkontinenzchirurgie hat der DaVinci, ein Operationsroboter, in verschiedenen chirurgischen Bereichen seinen Platz gefunden. Der Chirurg steuert die Instrumente von einer Konsole aus, während der Roboter präzise Bewegungen ausführt. Besonders in Krebsoperationen an inneren Organen zeigt das System seine Stärken.
Das DaVinci-System ermöglicht minimalinvasive Eingriffe mit einem 3D-Bild des Operationsfeldes. Durch präzise Technik werden kleinere Schnitte gemacht, das Infektionsrisiko sinkt, Blutverluste werden minimiert, und die Genesungsdauer verkürzt sich. Wichtig ist zu beachten, dass der Roboter nicht eigenständig arbeitet, sondern eine Erweiterung der Hand des Chirurgen ist.
Der Einsatz des DaVinci-Systems erfordert eine umfassende Ausbildung für den Chirurgen und das begleitende Team. Die Entscheidung für den Einsatz wird gemeinsam von Chirurg und Patient getroffen, nach ausführlicher Beratung. Interessanterweise sind die Operationen mit dem DaVinci-System unabhängig vom Versichertenstatus kostenfrei für die Patienten.